5 Fragen an: Eine Kletterlehrerin. Im Gespräch mit Ines Papert.

Eisklettern, Weltcupsiegerin, Expeditionen und schwere alpine Routen in Fels und Eis – hört man den Namen Ines Papert denkt man nicht sofort ans Sportklettern. Beim VDBS hat Ines die Ausbildung zur Kletterlehrerin gemacht und beantwortet unsere Fragen zu diesem Beruf.
„Mein Spielfeld in den Bergen ist über die Jahre gewachsen. Was mich immer noch am meisten begeistert ist das Besteigen exponierter Wände, auf neuen Routen, in allen Jahreszeiten – dort wo das Abenteuer am größten ist.“ Ines Papert
#1 Warum hast du die Ausbildung zur Kletterlehrerin gemacht?
Mit den Jahren hat sich bei mir immer wieder das Gefühl eingestellt, dass das Besteigen von Gipfeln auf neuen Routen eher egoistisch ist. Gut, ich habe scheinbar immer Menschen, vor allem Frauen, motiviert, ihren eigenen Weg zu gehen und sich selbst etwas zuzutrauen – Ängste und Zweifel sind für viele Kletterinnen oft ein Hindernis sich weiterzuentwickeln. Das Schreiben von Büchern und Berichten, das Produzieren von Filmen sowie das Halten von Vorträgen war und ist ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben. Das allein erschien mir aber zunehmend als zu theoretisch, mir fehlte der aktive Anteil.
Die Ausbildung zur Kletterlehrerin habe ich auch gemacht, weil ich begonnen habe, über das Morgen nachzudenken – was vielleicht dem Umstand geschuldet ist, dass ich die 50er-Grenze überschritten habe.
Vor allem aber, weil ich immer mehr Freude am Teilen meiner Erlebnisse habe, weil ich als Mentorin gerne junge Kletterinnen in die Berge begleite und weil ich dafür in Istrien, in unserer Mountain Lodge Istria, ein ideales Basecamp gefunden habe.
Dort halte ich weniger die klassischen Kletterkurse ab, sondern biete „Experiences“, also Erfahrungen. Besonders unsere „Women’s only: Klettern & Yoga“-Angebote sind sehr beliebt und ich habe große Freude daran, die Mädels viermal im Jahr jeweils eine Woche lang zu begleiten, zu coachen und ihnen zu helfen, Ängste abzubauen. In einer idyllischen, mediterranen Felslandschaft, abgelegen und doch gut erreichbar, sind auf diese Weise schon viele Freundschaften entstanden.
#2 Wie schaut die Ausbildung zur Kletterlehrerin aus?
Zuerst ging ich zum Eignungstest – u. a. 7a Onsight in der Kletterhalle – und dann folgten über das Jahr verteilt vier ganze Wochen an Ausbildung. Die Hälfte davon fand in der Kletter- oder Boulderhalle statt und die andere Hälfte draußen am Felsen in der Fränkischen und der Pfalz.
Ich dachte zunächst, dass mich nur die theoretischen und pädagogischen Inhalte, also der Part des Lehrens ansprechen und interessieren wird, entscheidend für mich war dann allerdings die Methodik:
Es genügt nicht, „nur“ eine gute Kletterin zu sein. Insgesamt war die Ausbildung wertvoll und ich habe vieles mitgenommen, z. B. auch wie man einen Trainingsplan entwickelt und Kunden zu ihrem persönlichen Ziel begleitet.
Daneben wurde vieles über mentale Aspekte beim Klettern, über das Berufsbild an sich und die verschiedenen Möglichkeiten nach der Ausbildung gelehrt, ebenso über den rechtlichen Rahmen und mögliche Konsequenzen ¬– also eine allumfassende, sehr praxisnahe Ausbildung mit genügend theoretischen Inhalten.
Sogar meinen eigenen Schwierigkeitsgrad konnte ich erweitern! Wir habe in der Ausbildung zum Teil in 2er-Teams gearbeitet und mein „Coach“ fragte oft nach, wie es im „Elefanten Spaziergang“ – meinem damaligen Projekt in den Berchtesgadener – läuft. Das hat mich so motiviert, dass ich schließlich den Umlenker meiner ersten 8b+ klippen konnte.
#3 Was macht eine Kletterlehrerin?
Als Kletterlehrerin ist man sehr flexibel aufgestellt und hat zahlreiche Betätigungsfelder und -möglichkeiten. Grundsätzlich berechtigt dich die Ausbildung, selbstständig in der Halle und am Fels zu arbeiten. Außer in Bayern, da brauchen wir immer noch eine Bergschule, die uns anstellt.
Wir Kletterlehrer sehen uns nicht als Guides, was einen deutlichen Unterscheid zum Bergführer darstellt. Unser Ziel ist es, Menschen zu lehren und zu trainieren selbständig am Fels – im Vorstieg – unterwegs zu sein. D. h. gemeinsam Ziele zu definieren, Trainingspläne zu erarbeiten und diese mit den Kunden umzusetzen.
Ich selbst biete z. B. keine Kletterkurse in der Halle an. Ich bin ein Draußen- bzw. Naturmensch und so genügt es mir, wenn ich ein paarmal im Jahr „meine“ Klettermädels in Istrien begleite. Allerdings lebe ich auch nicht zu 100 Prozent vom Beruf der Kletterlehrerin, wie auch viele meiner Kolleginnen und Kollegen nicht. Dieser Beruf ist aktuell eine wunderbare und ideale Ergänzung zu meinem Profisport und wird in meinem weiteren Leben bestimmt einmal mehr Platz einnehmen.
#4 Was macht eine Kletterlehrerin nicht?
Kletterlehrer sind berechtigt, am Felsen und in der Halle zu unterrichten, wobei kurze Mehrseillängen-Routen nicht ausgeschlossen sind. In diesem Rahmen dürfen wir das tun bzw. anbieten, was wir uns selbst zutrauen. Das schließt die Arbeit in alpinen Wänden, auf Hochtouren, Skitouren, beim Eisklettern etc. ganz klar aus. Auch wenn ich das mit meinem Hintergrund könnte, kann ich das selbstverständlich nicht anbieten – aber dafür gibt es ja Bergführerinnen.
In jungen Jahren hatte ich geplant, die Bergführerausbildung zu absolvieren, den Eignungstest im Skikurs hatte ich schon bestanden. Doch dann wurde ich früh Mutter, habe diese Ambitionen zurückgestellt und mich später auf meine eigene sportliche Karriere konzentriert. Heute ist mir klar, als Profibergsportlerin ist der Bergführerberuf gar kein so guter Plan B: Wenn du beispielsweise verletzungsbedingt leiser treten musst, dann willst und kannst du wahrscheinlich nicht die Touren führen, mit denen du Geld verdienst. Kletterlehrerin passt hier besser.
#5 Wieviel Geld kostet die Ausbildung zur Kletterlehrerin und wieviel kann man damit verdienen?
Die reinen Kurskosten betragen ca. € 5.400, dazu kommen noch Halleneintritte, Übernachtungen, Anreise usw. Einen empfohlener Tagessatz - wie es ihn bei den Berg- und Bergwanderführerinnen gibt - haben wir aktuell noch nicht. Bei der nächsten VDBS-Hauptversammlung wird dies aber zur Abstimmung gebracht und er soll ca. € 400,- pro Tag betragen. Wie bei den anderen Berufsgruppen ist es dabei natürlich ein Unterschied, ob ich selbstständig arbeite oder als Kletterlehrerin für eine Halle oder Alpinschule. Auch die entsprechenden Versicherungen, Steuern, etc. müssen dabei berücksichtigt werden.
Überhaupt richtet sich das, was du verlangen kannst, auch nach deiner Bekanntheit und wie kreativ du bist. So kann z. B. das Organisieren von Klettertrips inkl. einem guten Marketing ein großes und relevantes Betätigungsfeld für einen Kletterlehrer sein – man muss sich eben was einfallen lassen.
















