5 Fragen an: Eine Bergführerin. Im Gespräch mit Viola Goldhofer.

Als Winterkind ist die Oberländerin Viola Goldhofer früh mit dem Skisport in Berührung gekommen und lange Rennen gefahren. Irgendwann hat es sie immer mehr ins freie Gelände gezogen und heute führt sie im Sommer und Winter ihr Kunden durch die Berge. Viola hat beim VDBS die Ausbildung zur Bergführerin gemacht und beantwortet unsere Fragen zu diesem Beruf.
#1 Warum hast du die Ausbildung zur Bergführerin gemacht?
Ich war schon immer gerne und viel in den Bergen unterwegs. In meiner Kindheit und Jugend hauptsächlich im Winter auf Ski, später auch im Sommer beim Klettern und Bergsteigen. Ich habe einige Bergführer in meinem Freundeskreis und daher war mir das Berufsbild durchaus vertraut.
Aber um ehrlich zu sein, war ich mir lange nicht sicher, ob die Bergführerei auch für mich das Richtige ist – macht es auch noch so viel Freude, wenn man beruflich am Berg sein „muss“? Kann ich mit der Verantwortung umgehen? Traue ich mir das zu? Natürlich hatte ich den Gedanken schon im Kopf, aber letztendlich war es dann auch ein guter Freund und Bergführer, der mich soweit gepusht hat, es zumindest zu versuchen: „Nun mach endlich die Ausbildung, weil ich weiß, dass du es irgendwann bereuen wirst, wenn du es nicht machst!“ Daraufhin habe ich mich dann zur Aufnahmeprüfung angemeldet und es hat geklappt.
Im Nachhinein bin ich ihm unheimlich dankbar, denn mir macht die Arbeit als Bergführerin wirklich sauviel Spaß! Ich komme mit vielen unterschiedlichsten Menschen zusammen, bin viel in verschieden Ländern und draußen unterwegs – es wird nie langweilig. Klar, kann das auch mal anstrengend sein, oft sind die Tage lang und man hat unterwegs auch wenig Zeit für sich. Aber in Summe überwiegen die positiven Aspekte!
#2 Wie schaut die Ausbildung zur Bergführerin aus?
Ganz am Anfang steht die „Bewerbung“ für die Ausbildung und Zulassung zum Eignungstest, welcher drei Module - Ski und Steileis im Winter und Fels/Hochtour im Sommer - umfasst und insgesamt 12,5 Tage dauert. Hierzu muss im Vorfeld ein Tourenbuch beim VDBS eingereicht werden. Für die Zulassung ist ein überdurchschnittlich gutes persönliches Können in allen alpinen Disziplinen Voraussetzung. D.h. man muss ein fertiger Alpinist sein, denn in der Ausbildung selbst geht es vorrangig darum, die Fertigkeiten der Bergführerei zu erlernen.
Hat man diese erste Hürde geschafft, kann man die Ausbildungskurse besuchen. Insgesamt umfassen diese dann 97 Tage und können in ca. 3 Jahren absolviert werden. Die Kurse variieren von ihrer Dauer und Reihenfolge je nach Disziplin. Bei einigen Lehrgängen müssen auch Prüfungen abgelegt werden bzw. gibt es Lehrgangsnoten oder separate Prüfungslehrgänge.
In der ersten Phase der Ausbildung gilt man als „Kandidatin“. Nach dem Absolvieren und Bestehen der dafür obligatorischen Lehrgänge - im besten Fall ca. 1 Jahr ab Ausbildungsbeginn-, erhält man dann den Status „Aspirantin“ und kann mit dem Praktikum beginnen. Hier sind 12 Tage im Winter und 24 Tage im Sommer im Auftrag einer Bergschule bzw. Bergführerin zu absolvieren.
Danach geht es auch schon in die staatlichen Prüfungen. Diese bilden den Abschluss der Ausbildung. Sie sind gegliedert in: Theorie, Skihochtour, Eis/Hochtour und Fels.
Natürlich ist die Ausbildung im gesamten durchaus anspruchsvoll, da sie diese vielen Disziplinen umfasst und man in jeder einzelnen alle Anforderungen erfüllen muss: es gibt keine Möglichkeit, eine Schwäche in der einen durch eine überdurchschnittliche Performance in der anderen auszugleichen, auch hat man da keinen „Joker“ – den sich wahrscheinlich die meisten beim Skifahren wünschen würden ;-) Da ich aus dem Rennsport komme, war das für mich nicht wirklich ein Problem. Ich musste dafür beim Klettern etwas aufholen.
Aber wenn man motiviert ist, sich entsprechend vorbereitet und engagiert, liegt das alles im gut machbaren Bereich. Wichtig ist allerdings, dass man sich auch während der Ausbildung ausreichend Zeit - ggfs. neben Beruf und Familie - einrichten kann, damit man alles gut und einigermaßen entspannt unter einen Hut bekommt.
Eine gute Info zur Ausbildung gibt es bei den auf der Webseite des VDBS.
#3 Was macht eine Bergführerin?
Die Arbeit als BergführerIn ist super vielfältig! Je nachdem wo die eigenen Vorlieben und Stärken liegen, hat man unterschiedlichste Möglichkeiten – meist sind dies klassische Führungstouren oder Ausbildungskurse, aber auch z.B. Kletterreisen oder Expeditionen.
Natürlich kommt es etwas drauf an, ob man neben- oder hauptberuflich unterwegs ist. Ich habe z.B. meine Ausbildung berufsbegleitend gemacht und anfangs ca. 50:50 in einem Angestelltenverhältnis gearbeitet und nebenbei geführt. Da muss man dann schon schauen, wie man beide Seiten unter einen Hut bekommt. Meist habe ich dann am Wochenende 2-3 Tage als Bergführerin gearbeitet. Längere Abwesenheiten waren entsprechend etwas schwieriger zu organisieren und nicht so oft möglich.
Inzwischen bin ich hauptberuflich als Bergführerin unterwegs und sowohl im Sommer als auch Winter relativ ausgeglichen tätig. Dabei habe ich einen guten Mix aus Ausbildungskursen, v.a. Lawinen-, Hochtouren- und Kletterkurse, und Führungen, meist Ski(hoch)touren im Winter und die klassischen Hochtouren im Sommer. Jetzt ist es auch so, dass ich auch mal mehrere Wochen am Stück unterwegs bin. Dabei ist der Schwerpunkt dann im Frühjahr in Skandinavien und im Sommer in den Westalpen. Man kommt also schon rum und lernt viel kennen.
#4 Was macht eine Bergführerin nicht?
Viel zuhause sein und lange schlafen – hmm… ;-)
#5 Wieviel Geld kostet die Ausbildung zur Bergführerin und wieviel kann man damit verdienen?
Aktuell belaufen sich die Kosten der Ausbildung auf rund € 20.000,- für die Lehrgänge und staatl. Prüfungen. Hinzu kommen dann noch die Kosten für Unterkünfte, Verpflegung, Fahrten und natürlich die benötigte Ausrüstung, die entsprechend variieren können.
Um als BergführerIn tätig zu sein, muss man einem Berufsverband angehören. Beim VDBS liegt der Mitgliedsbeitrag aktuell bei € 250,- jährlich. Über den Verband ist es auch möglich eine Gruppenhaftpflichtversicherung um ca. € 45,- jährlich abzuschließen. Diese gilt allerdings nur, wenn man nebenberuflich als BergführerIn arbeitet. Ist man hauptberuflich unterwegs, braucht man eine gesonderte Haftpflichtversicherung, die ca. € 500,- kostet. Ich empfehle dazu noch eine freiwillige Versicherung für den Fall, dass man aufgrund eines Unfalls ausfällt. Natürlich macht auch eine private Unfallversicherung Sinn. Hier muss man sich aber gut erkundigen, welche Leistungen und Rahmenbedingungen inbegriffen sind und welche Beiträge aufgerufen werden.
Als BergführerIn im VDBS ist man alle zwei Jahre fortbildungspflichtig. Es werden vom Verband verschiedene Fortbildungen angeboten, die je nachdem 2-3 Tage dauern und zwischen € 300,- und € 400,- kosten.
Auf der Verdienstseite steht als Basis der aktuell vom VDBS empfohlene Tagessatz von € 585,- (brutto zzgl. etwaiger Spesen). Dieser gilt für „Standardtouren“ mit seinen eigenen „privaten“ Kunden.
Arbeitet man im Auftrag für Bergschulen, erhält man normalerweise einen geringeren Satz, da die Bergschulen die Akquise und Organisation der Kunden übernehmen, was ja auch einen großen Teil der Bergführertätigkeit ausmacht.
Abweichend vom empfohlenen Tagessatz sind auch Tarife für besondere Touren und Angebote. So werden z.B. anspruchsvollere Touren mit einem höheren Satz vergütet.
Grundsätzlich ist es natürlich jedem frei überlassen, seine Preise im Detail selbst festzulegen und zu verhandeln. Der empfohlene Tagessatz sollte aber als Richtwert verstanden werden, um ein einheitliches und stabiles Preisniveau zu erhalten, welches ein hauptberufliches wirtschaftliches Schaffen ermöglicht.
Als BergführerIn im Hauptberuf kann man durchaus gut leben, muss sich aber entsprechend aufstellen und bereit sein, dass man meist viel unterwegs ist. Dafür hat man einen sehr facetten- und erlebnisreichen Job!






















